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ANGESPIELT: Viva Pinata DS (NDS)
„Viva Piñata DS“ für den Nintendo DS ist der äußerst gelungene Versuch die XBox Serie auf einem Handheld anzusiedeln. Nintendo ließ extra sein größtes Modul springen, damit die Leute bei „Rare“ sich richtig austoben können. Allein schon die vorbildliche Nutzung des Doppelbildschirms ist wohl einer der Hauptgründe, warum die Umsetzung auf dem DS erscheint. Auch die Steuerung mit dem Stylus ist intuitiv und geht einem schnell ins Blut über. Die Grafik lässt kaum Wünsche übrig, vor allem die aufwändigen und nett anzuschauenden Zwischensequenzen und Animationen, die zum Teil sogar aus der Original „Fox-Kids“- Fernsehserie stammen. Leider hieß es bei „Rare“, dass die Zwischensequenzen nicht eingedeutscht werden, was vor allem für diejenigen Spieler schade ist, die kein Englisch sprechen. Der Rest des Titels wird allerdings in deutscher Sprache erscheinen.

Bei VP DS warten über 60 verschiedene Piñatas darauf, wovon sieben Stück extra für die DS-Version kreiert wurden, in den Garten des Spielers einzuziehen. Man kann bis zu 30 Piñatas auf einmal haben, oder bis zu 15 verschiedene Arten. Jedes von ihnen hat besondere Eigenschaften, mitunter auch negative. So gibt es verschiedene „sauere“ Piñatas, die einem im Verlauf des Spiels über den Weg respektive durch den Garten laufen und später dann, quasi als Totem, außerhalb des Gartenrands verteilt stehen. „Don’t beat them, feed them!“ Dieser Slogan ist Programm: Anstatt die Piñatas wie ihre Vorbilder mit einem Stock kaputt zu schlagen, ist es hier die Aufgabe des Spielers, die unterschiedlichsten, sehr putzigen Tierchen in seinen Garten zu locken, immer auf der Suche nach dem ultimativen Piñata. Dabei kann es durchaus schon mal geschehen, dass Tiere krank werden, und wenn man sie nicht rechtzeitig heilt, sterben sie.

„Viva Piñata DS“ lockt mit gleich zwei Spielmodi: Jenem von der Xbox 360 bekannten Story-Modus sowie dem neuen Sandbox-(Sandkasten-)Modus. Im Story-Modus wird man nach einem Tutorial mit den originalen Zeichentrickfiguren auf einen der unterschiedlich großen, voll gemüllten Gärten losgelassen. Diesen gilt es erst einmal zu entrümpeln, um somit etwas Startkapital zu verdienen. Um ein Piñata anzulocken, muss der Spieler gewisse Bedürfnisse der Tiere erfüllen. Zunächst soll er unter anderen Häuser, Teiche, Blumen oder ähnliche Dinge im Garten verteilen, damit es sich in diesem Garten heimisch fühlt. Dies kann im Extremfall auch bedeuten, dass es erst eine gewisse Anzahl bestimmter Piñatas gefressen haben muss. Aber keine Angst! Nach einem verlorenen Kampf mutieren die Tiere zu Süßigkeiten, die von einem anderen der Wesen dann gefressen werden. Hin und wieder kann man seine kleinen Freunde in kleineren Subquests zu Partys auf der ganzen Welt schicken, wo sie Freude verbreiten und ganz nebenbei noch nützliche Items für den ambitionierten Hobbygärtner mitbringen. Und da so ein Garten auch finanziert werden muss, sollte man gelegentlich ein paar von den Papptierchen verkaufen, um das Geld dann wieder in ein besseres Piñata zu investieren.

Besondere Ereignisse werden im Tagebuch notiert. Diese Infobox befindet sich auf dem oberen Bildschirm, eingebettet in eine Reihe weiterer kontext-sensitiver Infokästchen, die man alle mit dem Stylus anwählt. Hierzu muss man einfach auf den „Switch Screen“-Knopf tippen und schon kann man auf dem unteren Bildschirm genauere Infos über seine Kleinen erhalten, in dem man mit dem Stylus auf das entsprechende Feld fährt. Hier zeigt sich dann auch die wahre Stärke des Nintendo DS: Die intuitive und effektive Steuerung mit dem Touchpen ermöglicht es alle nur erdenklichen Infos zu einem speziellen Piñata durch einfaches Antippen der jeweiligen Felder zu erhalten. Sollte sich einmal einer der Schützlinge hinter einem Baum verstecken oder auch anderweitig nicht zu finden sein, was leider öfters mal der Fall ist, wechselt man einfach mit der „L“ oder „R“-Taste zur übersichtlichen Gartenkarte und berührt das entsprechende Symbol. Wenn man sich den alltäglichen Dingen widmet, scrollt man entweder mit dem Stylus, dem Steuerkreuz oder für Linkshänder, mit dem Tastenfeld („A“-, „B“-, „X“-, „Y“-Tasten) über den Garten, beobachtet und versorgt dessen Bewohner. Mal braucht der eine ein eigenes Haus, mal will der andere, dass man Disteln anbaut, ein weiterer wäre paarungsbereit… Man hat also immer etwas zu tun, wird aber auch ständig mit netten Sequenzen belohnt. Die Paarung der Piñatas ist eine solche Belohnung: Wenn man zwei gleiche Piñatas auf den „Akt“ vorbereitet hat und sie in Stimmung sind (ein rosa Herz über dem Kopf kennzeichnet das!), markiert man eines der Beiden, und zieht es auf das andere. Daraufhin kommen sich die zwei näher und wenn sie ein eigenes Haus haben, dann ziehen sie sich zu einer kleinen privaten Auszeit dorthin zurück. Was aber nicht heißt, dass man nicht überwachen könnte, was dort geschieht… Wenn man nämlich das entsprechende Häuschen antippt, sieht man zum Beispiel, wie zwei Rüsselfliegen umeinander herum tanzen, und der eine schließlich den anderen einsaugt und wieder ausspuckt. Wenig später kommt eine Biene (Engel, Storch?) angeflogen, und legt ein Ei ab. Dieses lässt man entweder liegen oder man gibt es einem Huhn zur Turbo-Brut. Die daraus schlüpfende Larve verpuppt sich mit der Zeit und wird dann zu einem fertigen Piñata. Wenn man jedes mit einem eigenen Namen versieht, macht man die Tiere glücklich und kann vielleicht sogar etwas Besonderes freischalten.

Die Bedienoberfläche ist, genau wie der Rest des Spiels, sehr übersichtlich gestaltet: In der rechten oberen Bildschirmecke befinden sich die Dropdown-Menüs, mit denen man alle im Garten möglichen Aktionen anwählen kann. Im oberen Schubkarren-Menü erkennt man die Gartenutensilien wie Schaufeln, Dünger, Gießkanne und ähnliches, im rechten Einkaufskorb-Menü kann man verschiedene Läden besuchen und nützliche Dinge wie Häuser, Samen oder seltene Piñatas kaufen. Beim Sandbox-Modus wird das Hauptaugenmerk auf das reine Spielerlebnis gerichtet, was heißt, dass man dort kein kompliziertes Bedürfnissystem und kein Tagebuch findet. Man kann sofort loslegen und gleich jedes Piñata fangen, ohne erst großmächtig recherchiert zu haben. Dieser Modus ist für die jüngeren oder Gelegenheitsspieler gedacht, da er am schnellsten zu Erfolgserlebnissen führt und der Spieler am meisten Spaß am Spiel hat. Der Wi-Fi-Modus des DS erlaubt es sogar mit einem Freund jedes Objekt aus dem Garten auszutauschen. Manche Piñatas entwickeln sich (ähnlich wie bei Pokémon) erst wenn sie zu einem anderen Spieler geschickt wurden.

Die enorme Komplexität und die Jagt nach allen Piñatas versprechen Spielspaß für viele Stunden, in denen es dem Spieler wohl kaum langweilig werden sollte. Zusatzfeatures wie Tag/Nacht-Rhythmus und dynamisches Wetter sorgen für das letzte Quäntchen an Realismus in dieser Simulation, die wohl nur von älteren Spielern in der ganzen Bandbreite erst richtig genutzt werden kann. Die DS-Version von „Viva Piñata DS“ ist definitiv ein Titel, der kaum Wünsche offen lässt und auf den es sich auf jeden fall zu warten lohnt. Auch wenn man nicht schon stolzer Besitzer einer der XBox-Versionen ist, also mit der Materie vertraut ist, nehmen einen die süßen Pappmaché-Tierchen schnell gefangen und man hat viel Spaß dabei, den kleinen dabei zuzusehen, wie sie über den Screen tollen. Das Game hat daher durchaus Potential zum echten Simulations-Kracher, wenn es den Jungs aus Twycross gelingt, der Software noch den letzten Feinschliff zu verpassen.

Unser Eindruck: Sehr gut
Release: September `08
Zielgruppe: 6-12-jährige
Spielerzahl: 1
Wi-Fi: vorhanden

Kilian.Pfeiffer@mag64.de (11.06.2008)

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