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Sexy Poker (WiiWare)
Okay, wie objektiv kann man an ein Spiel herangehen, das "Sexy Poker" heißt? Von vorn herein einen Wertungsbereich von 0 - 3,5 anzupeilen, ist schlicht unprofessionell. Dennoch bildete ich mir ein, dass Gott es gut mit mir meint, als das Spiel gar nicht erst starten will. Was tun? DSF einschalten, wo abends ähnliche Unterhaltung geboten wird (ich rede von Poker) oder das Spiel erneut runterladen? Zugegeben, meine erste Vermutung war, dass die Alterskontrolle meiner Wii nicht korrekt konfiguriert war, den Gedanken, dass die interne Wii-Uhr auf frühestens 23Uhr stehen darf, zog ich ebenfalls in Betracht. Nach dem erneuten Herunterladen funktionierte das Spiel aber ohne Murren und los gings…

Das Spiel ist im Grunde eine Art virtuelles Strip-Poker für Freunde der japanischen Comickultur. Ihr spielt wahlweise Texas Hold' em Poker oder Black Jack gegen eine CPU Gegnerin, die in Form eines bildschirmfüllenden Mangabildchens visualiert ist. Die Menüführung ist denkbar simpel: Ihr seht eine Liste dieser ambitionierten Glücksspielerinnen, die ihr nach und nach freispielen könnt, indem ihr sie im entsprechenden Kartenspiel besiegt. Ob ihr Poker oder Black Jack spielen möchtet, ist dabei euch überlassen. Jede CPU-Gegnerin wird charakterisiert durch ihr Alter (aus spielerischer Sicht irrelevant) und ihr "Niveau", in Form von Sternen. Das Wort "Niveau" ist in diesem Fall allerdings nicht als "Bildungsstand" oder "soziale Kompetenz" zu verstehen, sondern als Schwierigkeitsgrad. So "aktiviert" (Bezeichnung aus dem Spiel) ihr nach und nach alle Mädchen (sechs an der Zahl) und schaltet Bilder für die Galerie frei.

Kommen wir zum entscheidenden Teil des Spiels, der natürlich die Mehrheit der Leser interessiert, und zwar wie gut die beiden Kartenspiele umgesetzt wurden. Das erste offensichtliche Manko ist, dass nur EIN Spieler gegen EINE CPU-Gegnerin spielen kann, wodurch die Texas Hold' em -Variante fast kategorisch durchfällt. In der Pokersprache "Heads Up" genannt, hat dies gegen eine KI absolut keinen spielerischen Reiz. Ihr könnt "Mitgehen", "Passen", "Schieben" und "Erhöhen", wie beim Poker üblich. Dabei macht zumindest die KI einen soliden Eindruck, wobei es schon etwas auffällig ist, wie viel Kartenglück die Gegnerinnen in der Regel haben, was aber auch an meinem subjektiven Empfinden und der ständigen Ungeduld liegen kann. Sie lässt sich zumindest nicht durch jede größere Erhöhung rausbluffen, spielt oft aggressiv, aber wirft die Karten auch schon mal im richtigen Moment weg. Erwähnt sei noch, dass es sich hier nicht um die "No Limit" -Variante dieses Spiels handelt, das heißt, ihr könnt nicht auf einen Schlag alles setzen, sondern nur um bis zu 100$ erhöhen. Scheinbar unfair ist zunächst, dass ihr mit mehr Spielgeld beginnt als die Gegnerin, doch sobald das Spielgeld der KI-Gegnerin knapp wird, wird auch ihr Outfit knapper. Im Klartext heißt das: Steht die Gegnerin vor dem Bankrott, verschwindet eines ihrer Kleidungsstücke und ihr werden weitere 200$ gutgeschrieben. Das geht dann so weiter, bis das Manga-Mädchen in Schlüpfer und BH zu sehen ist. Animationen gibt es logischerweise keine, da es sich wie erwähnt um eine statische Visualisierung der Spielpartnerin handelt. Sprechblasen, mit so flotten Sprüchen wie: "Kein Quickie, du musst schon etwas durchhalten!" und eine angedeutete Mundbewegung, lassen die Mädchen allerdings täuschend real wirken. Nicht zuletzt durch den Soundeffekt beim Verschwinden der Kleidung, der an die Sounds aus diversen Action-Adventures erinnert, wenn man dort eine versteckte Höhle oder ein neues Item findet. Wirklich clever gemacht!

Während beim Poker also eher wenig Freude aufkommt, ist der Black Jack-Modus zum Einschlafen. Beim Black Jack hat jede Karte eine Wertigkeit von 1-14. Ihr erhaltet nun zwei Karten und zieht so lange eine weitere, bis ihr möglichst nah an eine Gesamtwertigkeit von 21 herankommt. Der Gegner zieht danach ebenfalls seine Karten und wenn ihr am Ende näher an der 21 seid, ohne diese überschritten zu haben, gewinnt ihr die Runde. Ihr könnt in jeder Runde nur 20$ oder 40$ setzen, was das Spiel wirklich ewig in die Länge zieht, zumal beim Black Jack der Glücksfaktor noch ausgeprägter ist, so dass die Partien gegen den CPU-Gegner absolut unsinnig und langweilig sind. Ein Tutorial für beide Kartenspiele gibt übrigens es nicht.

Was gibt es freizuspielen? Nicht viel. Als Belohnung für einen Sieg könnt ihr in einer Art interaktiven Galerie die bereits besiegten Gegnerinnen angaffen und sie auf Knopfdruck Stück für Stück entkleiden (inkl. Soundeffekt!). Das Charakterdesign, wenn man das denn überhaupt so nennen kann, geht dabei von der Krankenschwester über die Sekretärin bis hin zur heißen Polizistin. Neben einer unspektakulären Hintergrundmusik, die vor sich hin dudelt, gibt es außerdem englische Sprachsamples für die verschiedenen Aktionen während des Kartenspiels ("I raise!" etc.). Einen Online-Modus hat das Spiel nicht spendiert bekommen, da das grandiose Konzept dort natürlich vollkommen untergegangen wäre.

Fazit:
Karten auf den Tisch: "Sexy Poker" versteht sich nicht als ernstzunehmende Kartenspiel-Software, der Kunde soll hier lediglich durch ein paar anrüchige Mangabildchen angelockt werden. Zumindest ein herkömmlicher 2-Spieler-Modus beim Black Jack hätte ruhig drin sein dürfen, um dem Titel zumindest eine Spur Sinn zu verleihen. Ich würde jetzt gerne so etwas schreiben wie "Leute, die auf X stehen und Spiele wie Y mögen, können bedenkenlos zugreifen", aber mir fällt hier keine sinnige Zusammenfassung ein. Vorschlag von mir: Einfach die beiden Screenshots unten anschauen und ihr habt eigentlich alles vom Spiel gesehen… (Manni)

Pluspunkte:
+ man kann drüber lachen

Minuspunkte:
- nur offline gegen CPU-Gegner
- stumpfes Konzept ohne wirkliche Daseinsberechtigung
- für 2-3 Lacher definitiv zu teuer
- keine Regelerklärungen

Wertung:
Einzelspieler: 1,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte

news@mag64.de (07.02.2010)

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