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Toki Tori (WiiWare)
So manch' leidenschaftlicher Gameboy-Spieler dürfte bei dem Namen "Toki Tori" aufhorchen, denn der kleine, gelbe Vogel ist keineswegs ein Unbekannter in der Videospielwelt: Bereits 2001 veröffentlichte der Entwickler Two Tribes dieses 2D-Plattformpuzzle-Spiel, damals noch für den Gameboy Color, der allerdings bereits in seinen letzten Atemzügen lag. Durch den zeitgleichen Release des Gameboy Advance geriet "Toki Tori" ein wenig in Vergessenheit, obwohl das Spiel zu jener Zeit durchweg gute Kritiken erhielt. Umso erfreulicher ist es, dass die Entwickler - sieben Jahre später - diesen Knobelhit zum Start des WiiWare-Kanals neu auflegten. Überzeugt das Spielprinzip auch heute noch oder legt der putzige Vogel eine unschöne Bauchlandung hin?

Toki Tori hat es wirklich nicht leicht: Gerade erst geschlüpft, muss er bereits auf große Reise gehen und seine Kameraden, die immer noch in ihren Eiern ruhen, einsammeln. Dabei durchstreift das gelbe Küken vier verschiedene Gebiete: Den Wasserfall-Wald, ein Gruselschloss, die Schleimkanalisation und den Blasenpark. Jedes Gebiet umfasst zehn Levels, die ihr nacheinander absolvieren müsst, um in das nächste Areal vorstoßen zu können. Das Ziel jeden Levels ist es, alle in der Spielwelt verstreuten Eier einzusammeln und bis zum Ende zu überleben. Doch Toki Tori ist noch jung und unerfahren, kann weder springen noch fliegen, dafür aber eine Handvoll Objekte und Waffen nutzen, um Vorsprünge und Plattformen zu erreichen oder störende Gegner aus der Welt zu schaffen. So könnt ihr unter anderem mit einem Brückenbau-Objekt einen Übergang über Abgründe erschaffen, mit dem Teleporter entfernte Stellen erreichen und mit dem Schneckensauger unliebsame Schnecken aus dem Weg räumen bzw. deren Laufrichtung ändern. In den meisten Levels stehen euch aber nur begrenzte Mengen dieser Hilfsmittel zur Verfügung, daher führt nur der wohlbedachte und geschickte Einsatz dieser Objekte zum Ziel. Jedes Objekt gehört im Grunde an exakt eine Stelle, die es herauszufinden gilt. Sehr häufig wird dabei auch die Kombination verschiedener Objekte von euch verlangt: Beispielsweise müsst ihr mit einem "Sofort-Stein" eine kleine Anhöhe erschaffen, von der ihr euch anschließend mit einem Brückenbau-Objekt an eine Plattform heranarbeiten könnt. Doch habt ihr einmal ein Item falsch platziert, werdet ihr schnell merken, dass dies euch an anderer Stelle fehlt - und ihr müsst den Level zwangsläufig von vorne beginnen. Das Spielkonzept beruht auf dem Try & Error Prinzip: Ihr müsst euch Stück für Stück an die Lösung heranarbeiten - und dabei werdet ihr einige Male scheitern. Denn nicht nur der richtige Ort für jedes Objekt ist entscheidend, sondern auch die Reihenfolge der Objekte. Baut ihr nämlich eine Brücke zum Überqueren einer Schlucht, kann es später unter Umständen vorkommen, dass ihr die untere Ebene nicht mehr erreichen könnt, da sich die Brücke nicht mehr entfernen lässt. Gleiches gilt für andere Hilfsmittel: Sofort-Steine sind durchaus nützlich, können aber im späteren Verlauf den Weg blockieren, genauso wie eingefrorene Gegner. Ihr solltet euch also einen Überblick verschaffen, welche Eier ihr zunächst einsammeln müsst, bevor ihr ein Objekt nutzt. Solltet ihr euch doch einmal in eine Sackgasse katapultiert haben (was durchaus öfter passieren wird), genügt ein kurzer Druck auf den "Erneut versuchen"-Button im Menü und ihr beginnt von vorne.

Die an euch gestellten Aufgaben sind unterschiedlich anspruchsvoll und steigen von Gebiet zu Gebiet in ihrer Komplexität und somit auch in ihrem Schwierigkeitsgrad an. Während ihr den Wasserfall-Wald noch recht mühelos schaffen werdet, kommen im Gruselschloss bereits erste Hürden auf euch zu und spätestens ab der Schleimkanalisation werdet ihr es mit einigen Kopfnüssen zu tun haben. Die Rätsel sind dabei keineswegs unfair, auch wenn die Lösungen, vor allem in den späteren Leveln, nicht sofort erkennbar sind. Mitunter könnt ihr sehr lange Zeit vor einer Aufgabe sitzen, bevor sie geknackt wird. Um unnötigen Frust zu vermeiden, falls ihr wirklich mal keinen Lösungsweg finden solltet, haben die Entwickler von Two Tribes eine "Joker"-Funktion eingebaut: Der Joker erlaubt es euch, ein Level zu überspringen und mit dem nächsten weiterzumachen. Schafft ihr im Nachhinein das übersprungene Level, herhaltet ihr den Joker zurück und könnt ihn wieder einsetzten. Mit dem zehnten Level eines Gebiets schaltet ihr automatisch weitere zusätzliche Aufgaben frei, deren Schwierigkeitsgrad noch einmal deutlich höher liegt. Diese richten sich ganz an die "Toki Tori"-Profis auf diesem Planeten und müssen nicht zwangsläufig von euch gelöst werden, um im Spiel voran zu kommen. Das Spiel beinhaltet also viele Stunden Spielspaß. Doch habt ihr das Spiel einmal geknackt, ist der Wiederspielwert gering, denn es gibt weder einen "Time Attacke"-Modus, noch Highscorelisten oder irgendwelche verstecken Boni, die zum erneuten Spielen und Rätseln motivieren. Ihr erhaltet lediglich einen grünen Haken im Auswahlmenü, sobald ihr ein Level absolviert habt. Außerdem bietet der Titel nur ein Spielprofil, sodass ein hausinterner Wettstreit, beispielsweise gegen Geschwister, Freunde oder Bekannte, auch ins Wasser fällt, da nur mit einem Spielstand gearbeitet werden kann. Diesen kann man aber wohlgemerkt jederzeit im Optionsmenü löschen!

Das Spielkonzept mag zwar schon einige Jahre alt sein, doch "Toki Tori" ist bei weitem kein simpler Port eines Gameboy Color-Titels. Die Entwickler gaben sich alle Mühe, die Besonderheiten der Wii-Konsole im Spiel zu nutzen. So wird zum einen die Wii-Pinnwand unterstützt, indem ihr regelmäßig im Verlauf des Spiels einen kleinen Tagebuchauszug von Toki Tori samt eines witzigen Bildes des kleinen Vogels erhaltet. Ein sehr nettes Feature, welches leider viel zu selten von Spielen genutzt wird. Zum anderen haben die Entwickler natürlich auch die Steuerung an das neue System angepasst. Ihr habt dabei die Wahl zwischen zwei Steuerungsmöglichkeiten. Die Steuerung per Wiimote ist sehr bequem und funktioniert gut, der Controller fungiert dabei als Pointer: Ihr zeigt einfach auf eine Stelle im Level, die Toki Tori erreichen kann, drück dann auf den A-Button und schon setzt sich das gelbe Küken in Bewegung. Eure Objekte aktiviert ihr über den B-Button, mit dem Steuerkreuz schaltet ihr zwischen euren Hilfsmitteln hin und her, einen Überblick über das jeweilige Level könnt ihr euch über die Minus-Taste verschaffen. Wer das Spiel jedoch klassischer angehen möchte, kann auch zum Nunchuk oder zum Classic-Controller greifen und Toki Tori persönlich mit dem Analog-Stick durch die Levels navigieren. Diese Variante ist etwas präziser, beide Steuerungsmöglichkeiten funktionieren aber einwandfrei. Ein zweiter Spieler kann zudem mit seiner Wiimote auf dem Bildschirm Hinweise zeichnen, ein "Gimmick", welches Knobel-Freunde vielleicht noch aus "Zack & Wiki: Der Schatz von Barbaros" für die Wii kennen. Auch an der technischen Seite des Spiels hat man noch etwas geschraubt und so erstrahlt "Toki Tori" in einer netten und sehr bunten 2D-Optik mit 3D-Effekten. Einige Details wie etwa aufspritzender Schleim, sobald Toki Tori darüber läuft, oder lustige Animationen des gelben Kükens, wenn man die Spielfigur für kurze Zeit nicht bewegt, werten das Spiel noch einmal auf. Die stimmige Grafik und der recht dudelige Soundtrack, welcher mit gerade einmal fünf Tracks durchaus etwas üppiger hätte ausfallen können, unterstützen hervorragend den putzigen Charme des Spiels und erzeugen ein gelungenes Gesamtbild.

Fazit:
"Toki Tori" mag etwas unscheinbar wirken, doch hinter der putzigen Fassade steckt ein einspruchsvolles Knobelspiel, das mit mehr als 60 Levels und einer cleveren Wiimote-Steuerung völlig überzeugt. Sicherlich hätte man durchaus noch Highscorelisten oder Ähnliches ins Spiel integrieren können, doch das fällt unterm Strich sind sonderlich stark ins Gewicht. "Toki Tori" ist eine runde Sache und seine 900 Punkte auf jeden Fall wert! Wer auch nur ansatzweise an Knobelspielen interessiert ist, sollte hier unbedingt zugreifen. So, und nun entschuldigt mich bitte, denn einige schwere Kopfnüsse im Spiel warten noch darauf, von mir gelöst zu werden ... (Alexander)

Pluspunkte:
+ mehr als 60 Levels zum Rätseln
+ schwerere Levels für Experten
+ Joker zur Frustvermeidung
+ ansteigender Schwierigkeitsgrad
+ gelungene Steuerung per Wiimote
+ Unterstützung der Wii-Pinnwand
+ Tippfunktion mit zweiter Wiimote

Minuspunkte:
- nur ein Spielerprofil möglich
- Time Attacke oder Highscorelisten wünschenswert
- magerer Soundtrack

Wertung:
Einzelspieler: 9,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 900 Nintendo Punkte

news@mag64.de (01.09.2009)

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