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La-Mulana (WiiWare)
Da ist es nun, das womöglich letzte große Spiele-Highlight des Wii-Shops: "La-Mulana"! Nachdem die Veröffentlichung in Europa zwischenzeitlich auf der Kippe stand und das Download-Spiel vom alten Publisher Nicalis ("Cave Story", "1001 Spikes") Anfang des Jahres gar von der Release-Liste gestrichen wurde, ist es nun unter der Leitung von EnjoyUp Games seit Mitte September - und damit mehr als ein Jahr später - auch außerhalb Japans erhältlich. Endlich! Wir haben es natürlich unverzüglich heruntergeladen und ausführlich getestet. Welchen Eindruck der Titel bei uns unterlassen konnte, erfahrt ihr im Folgenden.

Zunächst einige Basisinformationen: "La-Mulana" ist ein 2D-Side-Scrolling-Plattformer, der erstmals 2005 in Japan für Microsoft Windows erschien. Bei der hier vorliegenden WiiWare-Fassung dieses Spiels handelt es sich dabei nicht um eine einfache Portierung, sondern vielmehr um ein Remake mit optischen und akustischen Verbesserungen. Ein klassisches Abenteuer-Spiel, das eine frei erforschbare Welt bietet und seinen Schwerpunkt vor allem auf das Lösen von Rätseln legt, womit es ein typischer Vertreter des sogenannten "Metroidvania"-Genres ist. Das Spielziel wird dabei anfangs nicht klar genannt, besteht aber im Wesentlichen darin, die Ruinen von La-Mulana zu erkunden, um einen verschollenen Schatz zu bergen. Während eures Abenteuers müssen zahlreiche Gegner besiegt, neue Gegenstände und Waffen geborgen, tödliche Fallen vermieden, Hinweise gefunden und entschlüsselt sowie unzählige Aufgaben gelöst und letztlich die "Ankhs" entdeckt werden, um Zugang zu neuen Abschnitten dieser geheimnisvollen Welt sowie zu den acht Bossen (die sogenannten "Guardians") zu erhalten. Die Spielfigur, ein Indiana Jones-Verschnitt samt Fedora, ist dabei anfangs nur mit einer Peitsche ausgerüstet, weitere Primär- und Sekundärwaffen lassen sich jedoch im weiteren Spielverlauf in Schatztruhen finden oder werden durch das Lösen von Rätseln freigegeben. Gleiches gilt für weitere nützliche Gegenstände oder Hilfsmittel wie z.B. einen Hand-Scanner, die teilweise auch in (ebenfalls oft versteckten) Shops käuflich zu erwerben sind, daher sollte man, wann immer möglich, fleißig Münzen während der Expedition einsammeln. Mit Geld lassen sich übrigens auch Gewichte kaufen, ohne die der Zugang zu weiteren Gebieten und Gemeingängen häufig verschlossen bleibt.

"La-Mulana" richtet sich vom Konzept wie auch vom Schwierigkeitsgrad her vorwiegend an sehr erfahrende Core-Gamer. Anfänger und Gelegenheitsspieler hingegen, aber sicherlich auch viele Otto-Normal-Zocker, werden sich womöglich anfangs mächtig überfordert fühlen, denn der vorliegende Titel erweist sich als überaus einsteigerunfreundlich. Das fängt schon damit an, dass ihr sofort ins Spiel hineingeworfen werdet, ohne das überhaupt auch nur eine Kleinigkeit erklärt wird: Zwar schickt euch ein Priester aus dem Dorf regelmäßig Tipps und Hinweise per E -Mail und auch in den Ruinen sind überall Inschriften und Nachrichten mit dezenten Andeutungen verstreut und versteckt, doch ansonsten seid ihr mehr oder weniger völlig auf euch alleine gestellt. Wegweiser, genaue Zielorte oder Ähnliches gibt es nicht, sodass ihr größtenteils recht systemlos in der äußerst weitläufigen und verwinkelten Spielwelt herumlauft. Manche Geheimgänge und versteckte Orte sind dabei ohne Vorwissen nahezu unauffindbar, außerdem stößt ihr in regelmäßigen Abständen auf fiese Fallen, die euch - oft unerwartet - sofort das Leben kosten. Viele Rätsel sind darüber hinaus unmenschlich schwer und, trotz gefundener Anhaltspunkte, mitunter kaum zu lösen, was über kurz oder lang dazu führt, dass viele Spieler irgendwann ohne Hilfe nicht mehr weiterkommen. Und das nicht nur einmal. Selbst die erfahrensten Videospiel-Veteranen werden hier vor eine äußerst anspruchsvolle Herausforderung gestellt und nur ein Bruchteil derer wird womöglich irgendwann die Credits sehen. Abseits der Bosse sind es jedoch nicht die Gegner oder Fallen, die diesen Titel so schwer machen, sondern die unzähligen Möglichkeiten und Aufgaben, die einem "La-Mulana" bietet, ohne dabei viel zu erläutern. Der Spieler soll sich, so die Intuition der Entwickler, durch seine Erfahrungen selbstständig in dieser Welt zurechtfinden, auch wenn dafür mitunter mehrere Versuche (also regelmäßiges Scheitern) nötig sind. Dieser Umstand ist allerdings häufiger frustrierend als motivierend.

Während sich das PC-Original technisch an klassischen MSX-Spielen der 1980er Jahre orientiert, kann die WiiWare-Fassung eine deutlich zeitgemäßere Aufmachen vorweisen. Die bunte und überaus detailreiche 2D-Grafik bewegt sich etwa auf höherem SNES-Niveau und der ohnehin fantastische Soundtrack mit Ohrwurm-Potenzial besitzt nun eine orchestralisch angehauchten Klang. Der einzige Wehrmutstropfen (wenngleich - angesichts der Tatsache, dass das Spiel beinahe gar nicht bei uns erschienen wäre - auch eher ein zweitrangiges Problem): Es gibt leider keine deutsche Lokalisation, d. h. der Titel ist nur in englischer Sprache spielbar.

Fazit:
Selten in meiner bisherigen Laufbahn als Virtual Ware-Tester fiel mir das Fazit so schwer wie in diesem Fall: "La-Mulana" ist unbestritten ein wahrlich grandioses und beeindruckendes Independent-Meisterwerk, das den Spieler vor allem durch seinen schier gewaltigen Umfang für unzähligen Stunden vor den Bildschirm fesselt. Selbst wer nicht jeden Winkel und jedes Areal der Spielwelt genau erkundet, nicht jedes Rätsel löst oder nach jedem versteckten Gegenstand Ausschau hält, wird dennoch locker die Spielzeit eines prototypischen Vollpreis-Spiels erreichen. Doch "La-Mulana" ist auf seine Art und Weise gewissermaßen eigentümlich, denn speziell Anfänger und weniger erfahrene Spieler werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit in den ersten Stunden ziemlich hilflos und völlig überfordert fühlen. Die Eingewöhnungszeit ist alles andere als unbeachtlich und nicht jeder, der sich an diesem Werk versucht, wird damit auch zurecht kommen. Wer sich darauf einlässt, den erwartet hier jedoch ein originelles und unvergleichliches Abenteuer. Ein Abenteuer, das aber sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. (Alexander)

Zweite Meinung:
Es sieht aus wie ein SNES-Titel, es klingt wie ein SNES-Titel und es spielt sich wie ein SNES-Titel. Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass "La-Mulana" kein SNES-Titel ist. Das Spiel wandert unweigerlich auf den Spuren von 2D-Jump'n'Runs mit knackigen Rätselelementen, die in den späten 1980er und 1990er Jahren ihren Popularitätshöhepunkt erreichten und vermischt dieses Prinzip mit einer "Indiana-Jones"-Thematik, die damals ebenfalls ganz hoch im Kurs stand. Dass man sich in dieses gut gemachte Spiel jedoch regelrecht "hineinarbeiten" muss, bleibt nicht aus. So werden viele Spieler - wie Kollege Alex es bereits geschildert hat - nicht das volle Potenzial "La-Mulanas" entdecken oder es gar vorzeitig aufgeben, den Titel umfassend zu spielen. Wer sich auf diesen Titel wirklich einlassen möchte, muss eine ganze Stange Frusttoleranz, Videospielerfahrung und natürlich auch Zeit mitbringen. Das dürften in der Vielzahl Spieler sein, die bereits vor knapp zwanzig Jahren mit Titeln wie "Super Metroid" ihren Spaß hatten. Die werden "La-Mulana" mit Sicherheit als einen der besten Downloadtitel für die Wii bezeichnen. Der Großteil der unerfahrenen und jungen Zocker, die herausfordernde 16-bit-Spiele nur aus Erzählungen kennen, werden "La-Mulana" wahrscheinlich erst dann vollends genießen können, wenn sie in zwanzig Jahren selbst zur Riege der "Core-Gamer" gehören. (Niklas)

Pluspunkte:
+ originelles Spielkonzept
+ erstaunlich umfangreich
+ unzählige Secrets und Geheimnisse zum Entdecken
+ große Auswahl an Waffen und Objekten
+ wunderschöne 2D-Grafik
+ fantastischer, verbesserter Soundtrack

Minuspunkte:
- einsteigerunfreundlich
- teilweise knackige Rätsel
- keine deutsche Lokalisation

Wertung:
Einzelspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte

news@mag64.de (30.09.2012)

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