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Toki Tori 2 (Wii U Download-Software)
Rückblick ins Jahr 2008: Zum europäischen Start des WiiWare-Download-Services veröffentlichte das niederländische Entwicklerstudio Two Tribes eine technisch überarbeitete Neuauflage des 2001 für den Game Boy Color erschienenen 2D-Plattformpuzzlers "Toki Tori". Ein Titel, an den wir im Virtual Ware-Team gerne zurückdenken, war es doch immerhin eines der ersten digital vertriebenen Spiele, welche wir öffentlich testen durften - nicht zu vergessen, dass das Spiel natürlich auch qualitativ uneingeschränkt überzeugte. Rund fünf Jahre und eine ganze Konsolengeneration später ist mit Toki Tori 2 nun der offizielle Nachfolger im eShop der Wii U erschienen. Ob der putzige, kleine Vogel mit seinem zweiten Abenteuer erneut für große Begeisterung unter den Spielern sorgt, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.

Im direkten Vergleich hat sich dabei einiges verändert: Aus der einst festen Abfolge von räumlich begrenzten Einzelleveln ist eine offene und frei erforschbare 2D-Spielewelt geworden, das mitunter lästige Try & Error-Prinzip wurde zugunsten eines besseren Spielflusses entschärft und einsetzbare Items gleich komplett abgeschafft. Alles, was unser gelblicher Protagonist kann, ist pfeifen und stampfen. Nicht mehr, nicht weniger. Zwei basale Fertigkeiten, mit denen Toki Tori jedoch in der Lage ist, mit seiner Umwelt zu kommunizieren und zu interagieren - und damit diverse Hindernisse auf seiner Reise zu überwinden. Während das Pfeifen (oder besser Zwitschern?) etwa dafür sorgt, dass Tiere in eurer näheren Umgebung auf euch aufmerksam werden und euch gegebenenfalls folgen, können eben solche durch Stampfen verjagt und unbeständig Bodenplatten auf diese Weise zerstört werden. All das bildet die wesentliche Grundlage für die späteren Knobeleinlagen: So lassen sich beispielsweise lichtscheue Kreaturen in dunklen Höhlen mithilfe von Glühwürmchen verscheuchen, die ihr per Pfeifen durch die Gänge lotst, oder eigentlich unüberwindbare Gräben umgehen, in dem ihr Krabben mitsamt ihrer Gehäuse dort hineintreibt und schließlich drüberlauft.

Die Komplexität der Rätsel nimmt dabei im Verlauf des Spiels stetig und in angenehm moderatem Maße zu, sodass man - zumindest am Anfang - zwar gefordert, aber keinesfalls überfordert wird. Spätere Denkaufgaben erfordern indes erheblich mehr Hirnschmalz, dank großzügig verteilter Checkpoints, an denen ihr wieder erscheint, solltet ihr versehentlich sterben, in eine Sackgasse laufen oder einfach nur wieder nach einer Unterbrechung ins Spiel einsteigen, dürfen jedoch spontane Lösungsidee unbesorgt ausprobiert werden. Ein "Reset" zum letzten Speicherpunkt (wenn man beispielsweise irgendwo festsitzt) erfolgt übrigens nicht - wie sonst üblich - über irgendeinen Menüpunkt im Pausenbildschirm, sondern über das Pfeifen einer bestimmten Melodie im Spiel. Andere komfortable Fähigkeiten lassen sich über denselben Weg aktivieren: Wer etwa die vereinzelt aufzufindenden Portalsteine in den verschiedenen Abschnitten der großen und mit Geheimnissen gespickten Welt aktiviert, kann über eine entsprechende Tonabfolge - und zwar von jedem Checkpoint aus - zu einem dieser Portale zurückkehren.

Eine solche Schnellreisefunktion ist auch vonnöten, denn die Welt von "Toki Tori 2" ist vielseitig und bietet mehrere mögliche Wege, um im Spiel voranzukommen. Selbst wenn ihr an der einen oder anderen Stelle nicht sofort auf die Lösung eines Rätsels kommt, lassen sich in der Regel noch weitere Pfade entdecken, die ihr zunächst einschlagen könnt. Backtracking ist somit jedoch ein unerlässlicher Bestandteil eurer Reise, denn manche Alternativwege können sich auch als Sackgassen entpuppen - und dann gilt es, wohl oder übel, wieder zum letzten Ausgangspunkt zurückzukehren. Das Spiel selbst gibt euch dabei keinerlei Hinweise, wohin ihr gehen sollt oder was an bestimmten Stellen zu tun ist. Man könnte glatt sagen, dass die Entwickler von Two Tribes den Spieler mehr oder weniger sich selbst überlassen. Eine Einführung in die Spielmechanik oder gar ein Tutorial gibt es beispielsweise nicht, in der digitalen Spielanleitung ist lediglich eine kurze Erläuterung zu den beiden genannten Grundfertigkeiten zu finden. Auch das eigentliche Spiel ist, mit Ausnahme des Titelbildschirms, tatsächlich komplett textfrei - selbst die Menüpunkte auf dem GamePad sind unbeschriftet. Wer hier also nach Einweisungen, "In-Game"-Erklärungen oder dergleichen sucht, tut das vergebens. Ein interessantes und durchaus originelles Konzept, das den Spieler letztlich dazu nötigt, sich durch intensive Beobachtung seiner Umwelt und durch eigenes Ausprobieren selbstständig zu erschließen, worum es in "Toki Tori 2" eigentlich geht.

Originalität ist die eine Seite, Praktikabilität jedoch die andere. Und dieser Aspekt wird sträflich vernachlässigt, denn übermäßig vorteilhaft ist diese Entscheidung seitens der Entwickler leider nicht: Abgesehen davon, dass die ersten Stunden des Spiels aufgrund dieses irgendwie ungewohnten "Kaltstarts" recht befremdlich wirken, ist es vor allem das beachtliche Frustpotenzial im späteren Spielverlauf, welches uns missfällt. Es reicht dabei schon völlig aus, einmal etwas Entscheidendes zu übersehen (sei es nun ein weiterer Weg oder die Lösung eines Rätsels), um wenig später in bereits absolvierten Gebieten relativ hilf- und ahnungslos auf der Suche nach dem nächsten Ausgang herumzuirren. Die undurchschaubar und nebulöse Oberweltkarte ist in dieser Hinsicht auch eher Fluch als Segen. Eine gewisse Bereitschaft, sich auch durch solche nicht selten vorkommenden und insgesamt eher wirren Momente "durchzubeißen", sollte folglich jeder mitbringen, der Interesse an diesem Spiel hat und das Spielende tatsächlich erleben möchte.

Der Sprung ins HD-Zeitalter ist indes auch Two Tribes zweifellos geglückt: Die knallbunte und detailverliebte Optik von "Toki Tori 2" ist wirklich eindrucksvoll und versprüht an jeder Ecke einen einzigartigen Charme. Insbesondere die Animationen des putzigen gelben Kükens sind einfach ... hm, ja ... putzig! Da haben selbst die Todesszenen irgendwie etwas Amüsantes an sich. Löblich ist zudem, dass das Spiel jederzeit flüssig und ohne technische Probleme läuft - sowohl auf dem TV-Gerät wie auch auf dem Wii U GamePad. Einzig der Soundtrack könnte durchaus etwas stärker hervorstechen, denn mit Ausnahme einiger weniger markanter Melodien nimmt man diesen aufgrund seines eher dezenten Charakters kaum wahr.

Fazit:
"Toki Tori 2" ist eine eigenwillige Gratwanderung zwischen Ekstase und Frustration, zwischen Freude und Leid, zwischen unbändigem Spielspaß und purer Verzweifelung. Dieser durchdachte Mix aus Plattformer, Puzzle- und Denkspiel mag, wie schon sein Vorgänger für WiiWare, etwas unscheinbar daherkommen. Doch die charmante Aufmachung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hierbei um ein forderndes und zunehmend komplexer werdendes Knobelspiel handelt, bei dem selbst so manch selbsternannter Rätselexperte gelegentlich ins Stocken und Grübeln geraten wird. Genre-Fans können hier - auch trotz des vorhandenen und sicherlich nicht zu unterschätzenden Frustpotenzials - im Grunde bedenkenlos zugreifen. Im bisher noch recht überschaubaren Software-Sortiment des Wii U eShops stellt "Toki Tori 2" definitiv ein kleines Highlight dar, an dem es eigentlich kein Vorbeikommen gibt. Und mal ganz unter uns: Die Freude darüber, ein knackiges Rätsel endlich gelöst zu haben, überwiegt doch häufig allen Ärger oder Frust, den man zuvor damit hatte. (Alexander)

Pluspunkte:
+ offene, frei erforschbare 2D-Spielwelt
+ neues, originelles Gesamtkonzept (...)
+ zahlreiche knackige Rätsel
+ putzige und charmante Optik/Animationen
+ Streaming auf GamePad möglich

Minuspunkte:
- (...) mit erheblichem Frustpotenzial
- übertrieben textarm
- recht undurchschaubare Oberweltkarte
- etwas zu dezenter Soundtrack

Wertung:
Einzelspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 14,99 Euro

news@mag64.de (28.04.2013)

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