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Final Fantasy Crystal Chronicles - My Life As A Darklord (WiiWare)
Square Enix ist bekannt dafür, gute Spiele zu machen. Selbst wenn sie sich auf unbekanntes Terrain begeben und etwas Experimentelleres auf den Markt bringen, kann man davon ausgehen, dass etwas Gutes dabei herauskommt. Das wohl beste Beispiel aus der näheren Vergangenheit ist "Final Fantasy Crystal Chronicles - My Life As A King". Dessen aktuelle Platzierung auf Platz 1 der "ewigen Download-Charts" von Nintendo.de spricht wohl für sich. Mit "Final Fantasy Crystal Chronicles - My Life As A Darklord" bringen sie die Fortsetzung zu diesem Aufbau-Hit. Doch wo man im Vorgänger noch brav gegen Monster und Unholde ins Feld zog, darf man jetzt auf der "dunklen Seite der Macht" Helden und Abenteurern das Leben zur Hölle machen.

In "FFCC - My Life As A Darklord" schlüpft man in die Rolle von Prinzessin Mira, der Tochter des dunklen Lords. An Bord ihres fliegenden Turms fliegt man von Mission zu Mission, um jedes Mal aufs Neue Angst und Schrecken unter den hiesigen Kräften des Guten zu verbreiten. In den 40 Levels, die die Grundversion bietet, baut man an jedem Landeplatz seinen Turm zu einem Bollwerk gegen die anbrandenden Abenteurer und Helden aus. Am Anfang eines jeden Kampfes hat der Turm nur die Mindestausstattung: Einen Sockel, durch den die Feinde in den Turm kommen können und das Dach, auf dem sich das "Dungeonherz" befindet, an dessen unteren Ende der Kristall hängt, den es zu verteidigen gilt. Nun muss der Spieler neue Stockwerke in den Turm einfügen, um ihn an Höhe gewinnen zu lassen und die Feinde so möglichst lang von ihrem Ziel, dem Dach, fernzuhalten.

Die sieben Etagen unterteilen sich in die drei Gruppen offensiv, defensiv und Unterstützung. In jedem Raum steht ein Artefakt, welches durch seine besonderen Eigenschaften mehr oder weniger geeignet ist den Vormarsch der Gegner zu stoppen: Die "teuflische Kommode" spannt ein Schutzschild auf, das den erlittenen Schaden halbiert, das "Theater des Übels" halbiert den Angriffswert der Feinde oder der "Blitzständer" lähmt diese für einen kurzen Zeitraum. Somit kann man durch intelligentes Kombinieren schon viel gewinnen. Doch Vorsicht ist geboten: Jedes Artefakt ist zerstörbar. Sinkt seine Lebensenergie auf Null, wird es samt dem Raum um es herum aus dem Turm entfernt. Deswegen sollte man immer eine möglichst schlagkräftige Monstergruppe vor jeden Einrichtungsgegenstand stellen.

Die Monster sind die eigentlichen "Damage-Dealer", die dafür sorgen, dass die Abenteurer möglichst schnell ihren letzten Fahrschein lösen. Analog zu dem aus den Final Fantasy-Spielen bekannten Kräftedreieck befinden sich unter ihnen wieder Nahkämpfer, Fernkämpfer, Magier, Heiler und allgemeine Truppen. Nahkampfeinheiten sind effektiv gegen Fernkämpfer, diese wiederum gegen Magier und die gegen Nahkämpfer. Allrounder verursachen und erleiden moderaten Schaden bei/von allen Gegnertypen. Doch damit nicht genug: Jede Einheit hat auch ihre eigene Geschwindigkeit, mit der sich ihr Aktionsbalken füllt. Wo dies bei den RPGs der Serie noch ein unliebsamer Störfaktor war, wird es hier zu einem Schlüsselelement des Spielgeschehens. Da jeder Feind eine bestimmte Verweildauer pro Stockwerk hat, muss man zusehen, dass man ihm in dieser Zeit so viel Schaden wie möglich zufügt, damit ihm spätestens die Einheiten im nächsten Stockwerk den "Todesstoß" versetzen können. Folglich kann es manchmal durchaus klüger sein, schnelle Einheiten zu platzieren, die zwar weniger Schaden verursachen, dafür aber öfter zuschlagen. Die langsamen, mächtigeren Streiter sollten gezielt eingesetzt werden, um die Reihen der Gegner mit einem einzigen Schlag zu lichten.

Leider kann man nicht beliebig viele Kämpfer pro Etage einsetzen, da jeder Raum nur ein festgelegtes Kontingent an freien Plätzen bietet. Das absolute Maximum liegt bei drei Einheiten, für die Freiraum vorhanden ist. Ein weiteres Element also, bei dem der Spieler (all zu) oft merken wird, dass es sich hier keineswegs um ein simples "Hau-drauf"-Spiel handelt, sondern dass hier taktisches Kalkül gefragt ist. Auch verfügt man nur über eine bestimmte Menge an "negativer Energie", die man braucht, wenn man Stockwerke bauen und Monster herbeirufen möchte. Diese "NE" dient auch zum Aufstufen der eigenen Kreaturen.

Die Taktiererei wird etwas erleichtert, da man auf der Übersichtskarte, auf der man die Levels anwählt, eine Auflistung der vorkommenden Gegnertypen samt deren Anzahl findet. Hier kann man auch die eine oder andere Optimierung vornehmen: Einheiten können aufgestuft und die Anzahl der maximal möglichen Stockwerke des Turms erhöht werden. Hierfür benötigt man allerdings erst "Karma", eine weitere "Währung" des Spiels, die man nach JEDEM Kampf bekommt. Egal ob man gewonnen oder verloren hat, eine kleine Menge Karma erhält man immer. Sollte man also partout nicht vorankommen, lohnt es sich manchmal zu verlieren, damit man mit dem Erspielten den Einheiten den Aufstieg in die nächst höhere der fünf Stufen ermöglicht. Dadurch erhalten manche von ihnen, ganz abgesehen davon, dass sie dann mehr Schaden verursachen und mehr Lebensenergie haben, nützliche Zusatzeigenschaften, die sie allerdings erst nutzen können, wenn man sie im Spiel, nachdem man sie herbeigerufen hat, durch Bezahlen weiterer NE auf die neue Stufe bringt. Dieses scheinbar unsinnige Nachrüsten der Figuren macht aber nur auf den ersten Blick wenig Sinn: Weil man ja nicht über unbegrenzte Mittel verfügt, muss man hier also umso mehr abwägen, was man tut. Ist der erste Feind besiegt worden, bekommt man aber schon wieder eine entsprechende Summe an Energie gutgeschrieben, die man umgehend in den Turm investieren sollte.

Für Besitzer des Vorgängers halten die Programmierer ein nettes Feature bereit: Die Zwischenbosse, denen man auf dem Wege zur Unterjochung der Menschheit begegnet, sind teilweise alte Bekannte: Unter anderem darf man "Chime" und "Hugo Yurg" ihre Grenzen aufzeigen, bis man schließlich im großen Finale gegen seinen eigenen Hauptcharakter aus dem ersten Teil antritt. Das letzte Königreich hat nicht nur den Namen, den man "damals" selbst gewählt hat, der Held heißt auch so, wie man ihn genannt hatte.

Da der Schwierigkeitsgrad, vor allem der der Bosslevels, recht schnell ansteigt, sei jedem angeraten, die 13 Bonus-Levels zu bestreiten, in denen man neben neuen Monstern und Stockwerken noch bitter notwendige Items und Zauber finden kann. Die Accessoires wie das "Korsett der Unmoral" oder die "Tyrannenohrringe" erhöhen jeweils die maximale negative Energie um 50 Einheiten. Klingt nach wenig? - Ist es aber nicht!

Die gesamte Oberfläche von "Final Fantasy Crystal Chronicles - My Life As A Darklord" ist äußerst liebevoll und mit einer enormen Detailverliebtheit gestaltet worden. Die gemalte Landkarte im Übersichtsschirm, die von der stilisierten "Brücke" des fliegenden Turms eingerahmt wird, wirkt wie die sehr gelungene Kulisse eines Theaterstücks. Items, Monster und auch die Charaktere der Storyline machen einen soliden Eindruck und sind allesamt genauso schön anzusehen wie der Rest des Spiels. Lediglich bei den "Feinden" erkennt man gelegentlich nicht so ganz was sie darstellen sollen. Zwar kein gravierender Mangel; aber doch schade in Anbetracht dessen, wie viel Mühe man sich sonst gegeben hat. Der Spielbildschirm ist dann genauso ein Musterbeispiel dafür, wie man übersichtlich und sinnig ein Spiel gestalten kann: Am linken Rand befindet sich eine Miniaturdarstellung des Turmes mit allen seinen Stockwerken und den darin befindlichen Einheiten, in der rechten unteren Ecke ist das Dorf, aus dem die Helden geströmt kommen und vor jeder neuen Welle erscheinen über ihm drei "Countdown-Schilder". Am oberen Bildschirmrand findet man noch den Namen des aktuellen Levels, die negative Energie sowie die noch verbleibenden Feinde. Eingefasst von allem thront der Turm als zentrales Element in der Mitte des Bildschirms. Die Stockwerke sind, dem Thema "dunkler Lord" entsprechend, "schauerlich" gestaltet: Folterkammern und Verliese bilden das Setting für die muntere Heldenjagd. Sehr nett ist es, dass, auch wenn man ein Stockwerk mehrfach errichtet, es doch immer ein klein wenig anders als seine "Geschwister" aussieht. Was besonders bei sehr hohen Türmen auffällt, ist das extreme Ruckeln des Spieles, wenn man sich schnell durch die Stockwerke arbeitet.
Genauso wie die Optik passt der Sound hervorragend zum ganzen Spielgeschehen. Die orchestralen Klänge sind eine gelungene, erfrischende Mischung aus pompös und verspielt, ganz wie es auch die launige Protagonistin ist. Da fällt es gar nicht auf, dass es nur eine einzige Spielmusik gibt. Auf Sprachausgabe wurde weitestgehend verzichtet. Bis auf gelegentliche "Yeah, yeah, yeah" Rufe und das Gegluckse von Mira und den anderen Charakteren hört man nur die Samples der Monster. Was extrem nervt, ist die Alarmsirene, die ertönt, wenn der Kristall in unmittelbarer Gefahr ist oder man langsam keine NE mehr hat. Dies aber scheinbar so gewollt, da man folglich alles tun wird, um eine solche Situation zu vermeiden.
Gesteuert wird das ganze per Wii-Remote in Seithaltung. Per Steuerkreuz manövriert man wahlweise mit dem Turm durch die zwei Länder oder man scrollt sich durch die einzelnen Stockwerke. Durch einen Druck von "2" wird das Spiel pausiert und das Menü erscheint. Dort werden alle relevanten Aktionen des Spielers wie der Bau neuer Stockwerke, das Beschwören von Monstern, deren Aufstufung oder der Einsatz von Zaubern getätigt. Alles in allem eine sehr sinnvolle Nutzung der Wii-Remote, obwohl man so kein interaktives Element im Spiel eingebaut hat.
Einen Multiplayermodus kann der Titel leider nicht vorweisen. Dies ist allerdings aufgrund der Spielmechanik auch fast nicht machbar.

Fazit:
"Final Fantasy Crystal Chronicles - My Life As A Darklord" ist ein Aufbau-Strategiespiel, das durch seine Komplexität und das erfrischend neue Gameplay ein echter Leckerbissen ist. Jeder, der auch nur im Entferntesten etwas mit so einem Titel anfangen kann, sollte sich dieses Schmankerl nicht entgehen lassen. Square Enix hat wieder ein absolutes "Must Have" geschaffen, das für viele Stunden Spielspaß steht und amüsante Storymomente garantiert. Die Pay&Play-Inhalte schreien teilweise zwar extrem nach "Abzocke", aber wer länger am Spiel gesessen hat, wird wohl nicht davor zurückschrecken die 400 Punkte für weitere Levels zu investieren. Ob man allerdings Items und/oder zusätzliche Räume und Monster braucht, muss dann jeder selbst entscheiden. Die 200 Punkte, die man pro Item bezahlt, das 50 NE gibt, lassen einem als nüchterner Betrachter schon die Haare zu Berge stehen. (Michi)

Pluspunkte:
+ Noch nie war es so schön, böse zu sein
+ Ansprechende Grafik
+ 53 Levels
+ Anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad
+ Komplett in deutscher Sprache

Minuspunkte:
- Gelegentliche Ruckler
- Vereinzelte Anzeigefehler
- (Auf Dauer) nervige Kommentare am Anfang der Levels

Wertung:
Einzelspieler: 9,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 WiiPoints

news@mag64.de (28.10.2009)

Meinungen, Anregungen und sonstiges bitte an info@mag64.de

 
                   

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