Noch heute scheiden sich an einer Frage die Geister vieler Zelda-Fans: Ocarina
of Time oder Majoras Mask? Zum ersten Mal zeigte sich nicht Miyamoto
federführend verantwortlich für einen Haupttitel der Zelda-Serie, sondern der
talentierte OoT-Dungeon-Designer Eiji Aonuma, der seitdem auch bei den
Nachfolgern die Hauptverantwortung trägt. So stellt "Majoras Mask" dann auch ein
Kuriosum der Serie dar, obwohl man denkbar viel vom übergroßen Vorgänger
übernommen hat. Die Parallelwelt von Termina, in der dieses Abenteuer spielt,
steckt voller liebgewonnener Charaktere, die lediglich in anderen Rollen
stecken. Das Prinzip des „Aus Alt mach Neu“ zieht sich durch das ganze
Spielkonzept. Steuerung und Grafik, Menüführung und Musik, alles erinnert direkt
an Links erstes Abenteuer auf Nintendo 64. Und doch versprüht das Abenteuer um
die verfluchte Maske von Majora einen ganz eigenen Duft, entwickelt das Spiel
eine eigene Dramaturgie abseits des Monumentalwerkes „Ocarina of Time“. Dafür
sorgen vor allem zwei Elemente: Die zurückgekehrten Masken, die Link diesmal
sogar im wahrsten Sinne des Wortes verwandeln (in einen Zora, einen Goronen oder
Deku-Jungen) und das absonderliche Zeit-Feature, welches bis heute in der Form
ein Unikat in Videospielen darstellt, denn ihr seid in einer Zeitschleife von
drei Tagen gefangen. Lasst ihr die Zeit verstreichen und reist mit eurer Ocarina
nicht 72 Stunden zurück, so stürzt der Mond auf die belebte Unruh-Stadt, das
Zentrum von Termina. Eure Aufgabe dürfte damit klar umrissen sein. Wie dem
Vorgänger spendierte unser Magazin auch "Majoras Mask" im Jahre 2000 einen
umfangreichen, über mehrere Tage andauernden Erlebnisbericht. Lassen wir die
zeitgenössischen Abschlussworte auch ein Jahrzehnt später noch in unseren Ohren
klingen:
„Ich bin eigentlich immer noch gefangen von diesem tollen Ende des Spiels.
Trotzdem kann man einiges über das zweite Zelda Spiel auf dem N64 schreiben. […]
Ich habe immer wieder schon während des Spielens überlegt, was ich dem Spiel
vielleicht mal für eine Wertung gebe. Nun Ihr seht es ja unten. Auch Majoras
Mask ist in meinen Augen ein Meilenstein auf dem N64 und in der Zelda Historie.
Viele haben sich zu Beginn oft an dem 72 Stunden Feature gestört. Glaubt mir, so
schlimm ist es nicht. Sicher gab es einige Momente, in denen man in einem Turn
mehr Zeit gewünscht hätte. Aber man geht mit der Zeit voll ein auf dieses
Feature. Es ist wirklich nur das ungewohnte, was einen vielleicht zunächst ein
wenig stört. Dafür wird man mit neuen und ungewöhnlichen Dingen konfrontiert,
die man so eigentlich als N64 Spieler überhaupt nicht kennt. Nämlich das
Interaktive durch die Zeiten der 3 Tage. Man trifft eben manche Leute nur dann
und dann und kann viele Rätsel auch nur dadurch lösen. Das hat was und bringt
neben vielen Überraschungen auch einiges an Rätselkost mit sich. Vor allem, wenn
es mehrere Rätsel sind, die aufeinander folgen und nur in einer Reihenfolge
gelöst werden können. Ebenso das Maskenfeature, das mit der Zeit genauso
aufregend wird. Für alles Mögliche gibt es eine und manche Aktionen passieren
nur, wenn man eine Maske zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort
aufsetzt. Dazu kommen auch hier wunderschön designte und gestaltete Areale. Von
der Stadt bis zu den 4 Außenwelten. Vor allem, dass der Zelda Spieler vieles
wiedererkennt und man so schnell in das Spiel hineinwächst. Auch wenn es in OoT
mehr Tempel gab, so bergen die Welten hier durch die zeitabhängigen Rätsel nicht
minder Möglichkeiten, Nächte rumzukriegen, ohne dass einem langweilig wird. Auch
das ist eine gar nicht oft genannte Stärke von Majoras Mask. Es ist nicht linear
und unterscheidet sich dadurch von OoT. Natürlich gibt es einen roten Faden.
Gerade was die wichtigen Items angeht wie den Enterhaken oder die Melodien. Aber
man kann sich immer irgendwas anderem widmen. Das sollte man nicht vergessen.
Grafisch ist Majoras Mask kein Quantensprung gegenüber OoT: Es sind immer wieder
Kleinigkeiten, die auffallen und verbessert wurden. Und über den Sound brauche
ich mich wohl nicht mehr auszulassen. :-) Kein Wunder, dass es in Japan gleich 2
Soundtracks zu Mask of Mujula gibt. […]
Auf jeden Fall möchte ich diese Zeit nicht missen. Es ist wie damals in OoT. Man
versinkt irgendwann in dem Spiel und genießt das Spielen. Und so sollte es doch
bei all dem NextGen Hype auch sein. Und genau das schätzen wir ja auch an
Nintendo, dass sie dieses Gefühl dem Spieler immer wieder geben und uns so immer
wieder einzigartige Spielerlebnisse bescheren. Lasst euch diesen Titel nicht
entgehen! Aber ich glaube der Satz war überflüssig. :-).“
Fazit:
Letztlich ist die Diskussion, welches Spiel nun das bessere N64-Abenteuer ist,
aus heutiger Sicht irrelevant. "Majoras Mask" hat nach dem weihrauchgetränkten
und beinahe heiligen "Ocarina of Time" der Serie eine Art von Frische
eingehaucht, die man bei so kurzer Entwicklungszeit gar nicht erwartet hätte.
Auch wenn das „Täglich grüßt das Murmeltier“-Element damals wie heute viele
Spieler abschreckt, bleibt es ein grandios umgesetztes Spielelement, bis heute
unerreicht in seiner Perfektion. Wer übrigens mehr Zeit haben möchte, kann diese
dramatisch verlängern mit der Ballade des Kronos. Die Entwickler haben also
mitgedacht.
Diese drei Tage, die man im Laufe des Abenteuer auf so zahlreiche
Weisen durchlebt, sind die detailliertesten, lebhaftesten und glaubwürdigsten
ganzer vergangener Generationen. Selbst die eigenen Nachfolger bissen sich daran
die Zähne aus. Mit diesem Feature einhergehend präsentiert sich das tolle
Rätselsystem, das bis heute seinesgleichen sucht. Das Rätselbuch vermerkt 20
hilfsbedürftige Leute, deren Probleme in teils ausufernde Sidequests münden.
Jedes Mal, wenn die 72 Stunden erneut abzulaufen beginnen, steht ihr vor einer
Fülle an Möglichkeiten in dieser lebendigen Welt. Dass dabei die Hauptaufgabe,
die Weltenrettung, etwas außer Acht gerät, stört den Spielfluss nicht wirklich.
Lediglich vier volle Dungeons warten auf den Spieler, gering in der Quantität,
atemberaubend aber in der Qualität. Vor allem die letzte Höhle wird den vollen
Hirnschmalz eurer grauen Zellen beanspruchen.
"Majoras Mask" liebt das Detail: Es geht um die vielen privaten Probleme, um die
Menschen in der Welt und ihre Nöte, es handelt von vielen kleinen Geschichten,
jede auf ihre Art anrührend. Dem gegenüber steht die monumentale Pracht eines
Epos, der legendäre Kampf des Helden der Zeit gegen die Mächte der Finsternis,
die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Das war Ocarina of Time. Majoras Mask
ist anders. Weniger monumental, eher im Kleinen ganz groß, aber mindestens
genauso atmosphärisch, genauso perfekt auf seine Art. Entweder Ocarina of Time
oder Majoras Mask? Nein! Ocarina of Time UND Majoras Mask.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ lebendige Videospielgeschichte
+ mitreißende Geschichten
+ anspruchsvolle Dungeons
+ beste Oberwelt der Serie
+ sehr viele abwechslungsreiche Sidequests
+ leicht bessere Grafik als in OoT
+ Kamera & Lock-On-Feature
+ musikalisch immer noch hinreißend
+ Masken & Verwandlungen
+ Feen sammeln in Dungeons
+ verbesserte Menüführung
Minuspunkte:
(- Speichern nicht jederzeit möglich)
(- nur vier Dungeons)
(- keine wirklich neuen Waffen)
(- nicht ganz so flüssig wie heute üblich)
Note
Einzelspieler: 10,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(09.01.2010)