Nach einem aus Nintendo-Sicht dürftigen Jahr 2009 fragt man sich, was die ein
oder andere hochkarätige Spieleschmiede innerhalb des riesigen Konzerns über die
Zeit so getrieben hat. Die meiste Aufmerksamkeit kommt dabei sicherlich den
Maestros aus Texas, den Retro Studios, zu, von denen man nach Metroid Prime
nichts anderes als ein weiteres Wunder erwartet. Aber kaum weniger Augen blicken
auf die Japaner von Intelligent Systems, jenem Studio, das die grandiosen Paper
Mario-Teile sowie die Fire Emblem-Reihe auf GameCube und Wii entwickelt hat.
Wenig war von ihnen in den letzten Jahren zu hören und nun steht plötzlich ein
Lightgun-Shooter mit ihrem Namen darauf im WiiWare-Shop zum Download bereit.
Rollenspielexperten wagen sich an einen Rail-Shooter? Ob das was werden kann?
Trotz des ungewöhnlichen Genre-Wechsels erkennt man Intelligent Systems‘
Handschrift bereits an der abgefahrenen Story zum Titel: Ihr schlüpft in die
Rolle von Mack, dem Chef der örtlichen Müllhalde, und macht mit eurer
Recyclingkanone Jagd auf die bösen Can-Can-Außerirdischen, die die Kontrolle
über die hiesigen Dosen übernommen haben. Welch‘ Tragödie! Schwachsinniger geht
es kaum, zumal man die Geschichte leider der Anleitung entnehmen muss. Das Spiel
selbst gibt kaum einen Hinweis darauf. Im schwachen Intro packt sich Mack
lediglich seine Waffe und steigt in ein seltsam anmutendes Gefährt, das euch
anschließend durch die Levels trägt.
Damit sind wir auch schon bei der recht traditionellen Spielhandhabung. 530 Eco
Shooter ist im Kern nichts anderes als ein sehr bodenständiger Rail-Shooter. Ihr
zielt entweder nur mit Wiimote und Nunchuk auf den Screen oder steigert die
Immersion durch den Wii Zapper. Die Steuerung geht naturgemäß sehr einfach von
der Hand. Im Menü dürft ihr sogar entscheiden, ob ihr lieber mit „B“ schießen
und „Z“ saugen wollt oder anders herum. Saugen? Ja, richtig, ihr habt neben
eurer coolen Recyclingkanone auch noch einen Staubsauger dabei, der so ziemlich
die einzige Mini-Innovation in diesem Spiel darstellt. Eure Spielenergie ist
nämlich an eure Munition gekoppelt. 1000 Energiepunkte könnt ihr höchstens
mitführen. Werdet ihr von einer feindlichen Dose getroffen, verliert ihr in der
Regel auf einen Schlag gleich 100 dieser Punkte, benutzt ihr jedoch eure Waffe,
stellt ein Energiepunkt einen Schuss dar. Damit der Energie- bzw.
Munitionsvorrat nicht zur Neige geht, hinterlassen die Gegner je nachdem, wie
geschickt ihr seid, leuchtende Energiepunkte in verschiedenen Größen, die ihr
neben der ganzen Schießerei mit eurem Staubsauger aufsaugen müsst. Betätigt den
entsprechenden Button, fahrt mit dem Pointer über die Punkte und die Energie
gehört euch. Aber Achtung: Der Staubsauger überhitzt schnell, sodass ihr nur
eine begrenzte Zeit lang saugen dürft. Dieses Konzept von sich bedingender
Energie und Munition ist grundsätzlich eine ganze nette Idee, hat aber leider
spielerisch wenig bis keine Auswirkung. Dessen völlig ungeachtet schießt ihr
trotzdem wild um euch und fühlt euch im Prinzip lediglich ständig bedrängt, die
leuchtenden Energiepunkte einzusaugen. Den Entwicklern ist es nicht gelungen,
irgendeinen Nutzen aus dieser Konzeption zu ziehen.
Wie bereits kurz angesprochen, nervt das Saugen auf Dauer mehr als es motiviert;
vor allem dann, wenn man gerade alle Gegner auf dem Schirm besiegt hat und noch
schnell die Leuchtpunkte einsammeln möchte, aber die Kamera gnadenlos
weiterfährt. Das passiert leider des Öfteren und ist ärgerlich, obwohl es
angesichts des relativ niedrigen Schwierigkeitsgrades keine ernsthaften
Auswirkungen hat. Das Punkt- bzw. Kombosystem ist von derlei Spielchen eh
befreit. Wie bei Rail-Shootern üblich, kann man die Punktzahl in die Höhe
schrauben, indem man mehrere Treffer hintereinander ohne Fehlschuss landet. Das
funktioniert hier genauso, nur spielt die Treffergenauigkeit im Ganzen eine viel
geringere Rolle als in vergleichbaren Titeln wie Wild Wild Guns. Vor allem, die
Dosen in der Luft zu treffen, ist für den Kontostand wichtig ist. Meistens
bedürfen sie zweier Schüsse: Der erste wirft sie aus der Flugbahn (ja, hier
fliegen die Dosen mit Flügeln!) in bekannter Manier nach oben, der zweite
zerstört sie schlussendlich. Während am Boden liegende Dosen oder Fässer nur
einen mageren Punkt bringen, zeigen sich Lufttreffer mit 100 oder mehr Punkten
sehr viel ertragreicher. Gelingt es euch, diese Treffer dann auch noch in Kombos
zu verwandeln, umso besser. Allzu oft gilt es aber nur, den Abzug gedrückt zu
halten und eure Pistole in eine Automatikwaffe zu verwandeln, um den schieren
Massen an großen und kleinen, still stehenden und fliegen, angreifenden und
flüchtenden Dosen angemessen zu begegnen. An solchen Stellen verkommt das
präzise Gameplay dann ein wenig zu einer reinen Recycling-Baller-Orgie.
Leider bietet Intelligent Systems‘ Öko-Shooter kaum größere Abwechslung. Spötter
könnten an dieser Stelle einwenden, dass bei nur drei Levels, die nach einer
durchschnittlichen Spielzeit von ca. 20 Minuten beendet sind, Abwechslung auch
nicht nötig ist, aber eine kurze Spielzeit spricht ja nicht unbedingt gegen
einen guten Rail-Shooter. In diesem Fall ist aber auffällig, dass ihr penetrant
das gleiche macht und die größte Abwechslung entsteht, wenn sich euer Gefährt im
letzten Level plötzlich der Schwerkraft widersetzt und kopfüber fährt. Selbst
der Endgegner jeweils am Ende eines Abschnittes vermag die Monotonie nur wenig
aufzuhellen: Er ist leicht zu durchschauen und taucht drei Mal mit fast
identischer Form und Taktik auf. Gähn.
Leider ist sind WiiWare-Spele nachwievor auf 40MB beschränkt. Grafische
Feuerwerke wie Dead Space: Extraction oder Resident Evil – Darkside Chronicles,
die aufgrund ihrer Gestalt als Rail-Shooter ganz vorzügliche Grafiken auf die
etwas betagte Wii-Hardware zaubern konnten, dürfen deshalb natürlich nicht
erwartet werden. Die technische Seite gibt aber nicht mal für
WiiWare-Verhältnisse Grund zur Freude. Die Levels präsentierten sich als
lieblose, braun-graue Brühe mit Matschtexturen. Müllhalde hin, Müllhalde her,
das ginge auch auf dieser Plattform liebevoller, zumal auch hier die fehlende
Katenglättung negativ auffällt. Farbliche Aspekte bringen nur die bunten
Energiekugeln ins Spiel, die nach einer Schussparade aber auch schon mal den
Bildschirm überlagern können, sodass der eine oder andere Gegner unbemerkt
bleibt. Die Musik arrangiert sich mit dem restlichen Spiel. Die Effekte sind
pures Mittelmaß, die musikalische Untermalung wirkt etwas verkrampft und
monoton, hält sich aber immerhin recht bedeckt im Hintergrund. Lediglich der
aufdringliche Jingle im Hauptmenü versprüht sowas wie Spielfreude…leider in
einem Maße, das schon wieder überkandidelt wirkt.
Fazit:
„Schuster, bleib bei deinen Leisten“, mag man den Japanern von Intelligent
Systems angesichts dieses uninspirierten und lieblosen Rail-Shooters zurufen.
Anders als die vor Spielwitz sprühenden Rollenspiele dieser Edelschmiede, wirkt
530 Eco Shooter einfach in jeder Hinsicht langweilig. Das mag auch daran liegen,
dass einige Elemente einfach nicht zu Ende gedacht wurden. Die sich bedingende
Energie- und Munitionsleiste hat beispielsweise keinen Einfluss auf das
Standard-Gameplay und die theoretisch witzig absurde Geschichte wird erst gar
nicht innerhalb des Spiels erzählt. In diesem Rahmen verwundert es dann nicht,
dass es weder Alternativrouten noch freispielbaren Content gibt (außer der
Möglichkeit, die drei Levels erneut am Stück zu spielen). Ebenso schmerzlich
ist, dass es keine Online-Ranglisten gibt. So bleibt ein im Kern gut
funktionierender Standard-Rail-Shooter im Öko-Design übrig, auf den die Welt
nicht gewartet hat.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ saubere Pointer-Steuerung
+ genaue Kalibrierung möglich
+ Gemeinsame Energie- und Munitionsleiste…
+ Zapper-Unterstützung
+ durch das Öko-Thema recht kinderfreundlich
Minuspunkte:
- sehr wenig Abwechslung
- monotone Endgegner
- …die ohne spielerische Auswirkung bleibt
- nur drei Levels mit ca. 20 Min. Spielzeit
- kein Zwei-Spieler-Modus
- keine Online-Ranglisten
- grau-braune Matschtexturen mit Aliasing
- keine Alternativrouten o. Geheimnisse
- Dosenaliens?!
WERTUNG
Einzelspieler: 5,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
1000 Nintendo Punkte
news@mag64.de
(13.02.2010)